E-Bike – Erfahrungsbericht

E-Bke-Route

Seit einigen Monaten habe ich ein E-Bike (VICTORIA Tresalo 15 Wave mit Bosch-Motor und Flow App) und dazu mal ein paar Erfahrungsberichte.

  1. Braucht man das? Bin ich schon zu alt für ein normales Fahrrad?
    E-Bike-Fahrt
    43-km-Fahrt mit dem E-Bike

    Na klar kann ich auch mit einem normalen Fahrrad rumfahren, aber ich bin tatsächlich nicht mehr so fit, dass ich mich mit einem normalen Fahrrad auf längere Touren aufmache. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ich in den letzten Jahren vor dem E-Bike so gut wie nie weiter weg als 10 km gefahren bin. Und jetzt geht es halt auch mal 25 km nach Forchheim oder 42 km nach Heilsbronn, früher Strecken, bei denen ich ganz selbstverständlich Bus/Bahn gefahren wäre und den Sport eben nicht gemacht hätte.
    Und ich denke, da bin ich ganz und gar nicht alleine. Daneulich war ich auf einer Veranstaltung, wo mir einer ebenfalls die Frage gestellt hat und mir paar Minuten „referiert“ hat, dass man doch solche Strecken locker mit dem Rad zurücklegen kann. Funfact: Der war mit dem Auto da. Und ich denke, so geht es vielen. Theoretisch könnten natürlich ganz viele Leute 10, 15, 20 oder mit viel Zeit auch 40 km mit dem normalen Fahrrad zurücklegen. Praktisch gesehen ist es dann oft doch so anstrengend und noch mal ein erhebliches Stück langsamer, dass viele es doch nicht machen und Auto, Bus, Bahn o.ä. nutzen. Mit einem E-Bike hat man eine Alternative, mit der man Sport, halbwegs zügiges vorankommen und doch „machbar“ und „angenehm“ kombinieren kann.
    Daher: Um das Fahrrad realistisch für solche Strecken über 10 km zu nutzen, habe ich es offensichtlich gebraucht.

  2. Wie wirkt sich das auf die Fitness aus? Baut man da nicht total ab, wenn man nicht mehr richtig strampelt?
    E-Bike-Tour
    Mein Weg zur Arbeit  (1-2x pro Monat am Standort Forchheim)

    Ganz im Gegenteil, dadurch, dass ich plötzlich viel längere Strecken Fahrrad fahre, habe ich das Gefühl, ich werde erheblich fitter. Und ich probiere ja, möglichst oft so schnell zu fahren, dass ich Akku spare, da ja die Unterstützung ab 25km/h abschält, bzw. man kann ja über die Unterstützungsmodi einstellen, wie viel Unterstützung man will. Da gibt es auch spannende Untersuchungen, dass die Herzfrequenz während dem E-Bike-Fahren in einem „guten“ Bereich bleibt.
    Daher, die Kombination aus „realistisch nutze ich es öfter als das normale“, „passende Herzfrequenz“ und „ich streng mich dann trotzdem an“ finde ich super, um tatsächlich wieder fitter zu werden.

  3. Navigation und Sicherheit
    Hier muss ich mal richtig das Bosch-System loben. In der App sucht man sich ein Ziel heraus, dann wird eine Strecke berechnet und wenn man auf „Los“ klickt, wird die Navigation auf dem Fahrraddisplay angezeigt.
    Insgesamt führt die Strecke über sehr „fahrradfreundliche“ Strecken. Dies mag den einen oder anderen Schlenker und Umweg beinhalten, aber insgesamt passt das aus meiner Sicht.
    Dafür war die Strecke dann zu 90% sehr fahrradfreundlich, also z.B. Fahrradwege, sehr oft getrennt von der Straße, geteerte Feldwege, Fahrradstraßen, 30er-Zonen, aber insgesamt auch echt wenig Ampeln oder Straßenquerungen (insbesondere kaum über viel befahrene Straßen).
    Mir gefällt es.
  4. Reichweite
    Ich hab einen 625Wh-Akku.
    Wenn ich zur Arbeit und zurück fahre (ziemlich flach), dann verbrauchen die 40 km etwa 30% Akku.
    Nach Heilsbronn und zurück (etwas bergigere Abschnitte) hat der Akku nach fast 85 km noch 17% gehabt.
    Da spielt hinein, dass ich einerseits die höchste Unterstützungsstufe (Turbo) ausgewählt habe, andererseits aber oft über 25 km/h fahre und dann gar keine Unterstützung mehr habe.
    Aber ganz grob würde ich bei halbwegs flachem Gelände für mich 1% pro Kilometer als Faustformel ansetzen, also der Akku hält gut 100 km. Da ich täglich noch nie weiter als 60 km gefahren bin, reicht mir das locker. (und die längeren Strecken haben meistens eine längere Pause, also könnte ich nachladen).
    Und Lademöglichkeiten gibt es genug, z.T. vor Supermärkten, … aber im Grunde passt jede Steckdose. Das habe ich aber noch nie genutzt, die Reichweite hat mir immer gereicht.
  5. Dauer
    Kurzstrecken (bis 5 km): Wenn nicht Parkplätze direkt vor der Türe frei sind, ist das E-Bike die schnellste Variante. Also gerade „schnell mal in die Stadt zum Geschäft XY“ würde ich behaupten, kann man mit dem (E-)Bike fast alle anderen Verkehrsmittel schlagen. Der ÖPNV hat da oft gar keine Chance, insbesondere wenn man Wartezeiten, Weg zur Bushaltestelle, Umstiege etc. einkalkuliert.Mittelstrecken (bis 10 km): Auch hier ist es oft absolut konkurrenzfähig, gerade im städtischen Umfeld. Gerade wenn vor der „Tür“ ein Fahrrad abgestellt werden kann aber das Auto paar Meter weiter weg geparkt werden muss, ist man mit dem (E-)Bike oft genauso schnell.
    Beispiel: Zum Segelverein sagt google-Maps brauche ich mit dem Auto 18 Minuten. Mit dem E-Bike brauche ich für die 10 km ca. 26 Minuten, dafür kann ich da sicher auf dem Gelände parken, während ich das Auto im Zweifelsfall beim Parkplatz abstellen muss, der 5 min weg ist. Auf dieser Strecke brauche ich mit dem ÖPNV und Umstiegen oft eine Stunde. (bzw. muss zumindest 1 Stunde vor dem Termin los)Langstrecken (ab 10 km): Bei Strecken über 10 km ist man mit dem Auto eindeutig schneller. Allerdings hat man dann den Sport schon erledigt. Ob ich jetzt die Strecke zur Arbeit und zurück (20 km einfache Strecke; also 2×50 Minuten) per E-Bike fahre oder mit dem Auto (2×18 min) und dann noch mal ne Stunde joggen gehe macht auch keinen großen Unterschied.
    Gegenüber dem ÖPNV ist es auch quasi ein Unentschieden. Wir haben einen Shuttle-Bus zur Arbeit, die Haltestelle ist nur 10 Minuten von daheim entfernt, der Bus fährt 35 Minuten, sind auch fast 45 Minuten. Oder selbst die 42 km nach Heilsbronn, hätten mich mit der S-Bahn und Fußwegen auch 1:30 gekostet, mit dem Fahrrad waren es 1:42 …. und ich konnte losfahren wann ich wollte.Fazit zur Dauer: Je länger die Strecke, desto mehr Zeit verliert man gegenüber dem Auto, dafür macht man in der Zeit Sport. Gegenüber dem ÖPNV hängt es stark von der „Direktverbindung“ ab, aber sobald man umsteigen muss oder erst zur Haltestelle muss, ist man da sehr häufig konkurrenzfähig.
  6. Kosten
    Pedelecs gibt es bereits für unter 1000€, meines ist etwas besser und kostet neu 3800€.
    Ich hab es über ein Job-Leasing-Modell, bei dem man dann die Raten vom Brutto-Lohn zahlt (also quasi Steuern und Sozialversicherung dafür spart). Das sind knapp über 100€ pro Monat.
    Ja, die 100€ im Monat weniger Brutto sind natürlich eine Hausnummer. Netto sieht die Differenz dann nicht mehr ganz so schlimm aus.
    Nach der Leasing-Zeit kann man es relativ günstig übernehmen. Ich bin mal gespannt, wie lange es hält.Dafür sind die Betriebskosten sensationell gering. Ich lade über PV-Strom, also entgehen mit 8 Cent Einspeisevergütung pro kWh und mit der kWh schaffe ich erheblich über 100 km. Selbst mit „normalem“ Strom wären wir da bei 30 Cent pro 100 km. –> Sehr sehr günstig!
  7. Gepäck
    Was ich echt empfehlen kann sind Körbe, einmal für den Lenker (in den ich gerne auch Handy, Schlüssel, Trinkflasche etc. reinlege) und einen für den Gepäckträger. Und dann noch Satteltaschen. Dann kann man auch einen mittelgroßen Einkauf damit machen. Für die ganz großen Einkäufe ist dann ein Anhänger hilfreich.
  8. Kritikpunkte
    Hier mal noch einige Punkte, die verbesserungsfähig sind:

    1. Ladestecker normieren: Aktuell muss man, wenn man unterwegs laden will, das Ladegerät mitschleppen. Viel cooler wäre es, wenn es (ähnlich wie bei USB-C) einen Standard-Stecker gäbe, den man auch an ganz vielen Stellen findet.
    2. Generell wären noch mehr Radwege toll, bei denen man auch einfach mal längere Abschnitte nur „gerade aus“ fahren kann, ohne zu bremsen. Das würde das Tempo erhöhen und auch den Akku schonen. Und gerade enge und verwinkelte Kurven können auch gefährlich werden, wenn man halbwegs zügig da durch fährt und dann jemand (Fahrrad, Fußgänger, Kind, Hund) entgegen kommt.

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.