Sozialversicherungsbeiträge auf Kapitaleinkünfte? Ja bitte!

Nachdem Robert Habeck vorgeschlagen hatte, dass Kapitaleinkünfte mit Krankenkassenbeiträgen besteuert werden könnten, kam der „Aufschrei“, dass die ganzen „Kleinsparer“ ihr „gesamtes Vermögen“ verlieren, „Doppelbesteuerung“ ….

Lasst uns kurz mal schauen, was da dahintersteckt.

Angenommen:

Die Krankenschwester verdient 30.000€ im Jahr

Dazu hat sie (für ihre Gehaltsklasse überdurchschnittlich hohe) Ersparnisse von 50.000€, die sie zu 5% angelegt hat.

Was zahlt sie heute an Krankenkassenbeiträgen, Kapitalertragssteuer und Zinsen?

Krankenkasse: ca. 7% Regulär (und der Arbeitgeber genau so viel) und ca. 2% Zusatzbeitrag, also 2100€ + 600€
Kapitalertragssteuer: 50.000*5% = 2500 Kapitalertrag, davon 1000€ Freibetrag, also 25% auf 1500 = 375€ Kapitalertragssteuer (+Soli ca. 20€).

Nun droht, dass entweder der Krankenkassenzusatzbeitrag zu steigen, ich hab schon von „auf 20%“ gehört, aber lasst uns annehnen, der Zusatzbeitrag würde um 2%-Punkte steigen. Als Alternative, dass man auch 16% auf den Kapitalertrag zahlen müsste.

2%-Punkte Steigerung (auf 30.000€ Einkommen) = 600€ zusätzlich.
16% auf 2500€-1000€ (Freibetrag) = 0,16*1500€=240€.

Realistisch ist aber:

  • Der Freibetrag wird erheblich höher liegen
  • Jemand mit so geringem Einkommen, wird keine Aktien im Wert von 50.000 haben
  • Jemand mit höherem Einkommen (aber unter dem Beitragsbemessungsbeitrag), tun die 2% natürlich noch mehr weh, z.B. bei 50.000€ Jahreseinkommen wären es dann 1000€ Mehrbelastung.

Damit wäre der Vorschlag von Robert Habeck also für quasi 90% der Normal- und Geringverdiener besser.

Fazit: Also allen, die behaupten, den armen Kleinsparer würde jetzt so viel weggenommen, die lügen. Robert Habecks Vorschlag würde der Krankenschwester aus der Modellrechnung 360€ sparen (600€-240€). Der Krankenschwester ohne großes Sparkonto sogar 600€.

 

Nachtrag 1: Ich hab heute eine Rechnung gesehen (linkedIN), dass wenn man 50€ pro Monat (2% jährliche Steigerung) anlegt bei 8% Rendite (in ETFs), dass einen dann das Robert-Habeck-Modell bis in 40 Jahren etwa 68.000€ kostet.
Ich kann diese Rechnung nicht nachvollziehen, ich komme bei 3,6%Pflege+17,1%+25%+1,4 Soli = 47,08% Abgaben auf 83.000€ statt 121.000 bei nur Abgeltungssteuer und Soli; (wenn alle Freibeträge ignoriert werden).
Ja, das sind auch 37.000 weniger. Aber da hat sich entweder die FDP-MdB oder ich um knapp 30.000 verrechnet. (37.000 vs. 68.000)
Hier meine Excel-Tabelle: modell-habeck-watzinger

Und ja, das sind auch 37.000 weniger als ohne Abgaben.
Aber erinnern wir uns an unsere Krankenschwester, wenn diese nun 2% weniger Krankenkassenbeitrag zahlt, dann hat sie jeden Monat 600€ mehr, die sie in diese ETFs anlegen kann. Übrigens genau der Beitrag, dem diese 50€ aus der Beispielrechnung entsprechen.
D.h. beim Modell „Robert Habeck“ hat sie die 50€ die sie eh anlegen kann, damit sie 80.000€ am Ende hat.
Im Modell FDP muss sie das Geld in die Krankenversicherung stecken und hat dann an Ende gar nichts.

 

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